Sonntag, 9. November 2008

Elizabeth Kostova- Der Historiker



Originaltitel: The Historian
Genre: Horror/ Mystery
Verlag: bvt Berliner Taschenbuch Verlag; Auflage 1(Oktober 2006)
ISBN: 978-3833303944
Seiten: 832

von 5




Kurzbeschreibung

Ein junges Mädchen findet in der Bibliothek ihres Vaters ein Konvolut mit vergilbten Briefen. Das Geheimnis um den Vater und das Schicksal der Mutter verbinden sich zu einem Drama, das weit in die Vergangenheit zurückreicht. Die Briefe fragen nach der Herkunft von Vlad dem Pfähler, dem Urbild der Dracula- Legende. Eine atemberaubende Suche in Klöstern, Bibliotheken und Archiven beginnt...


Meinung

Der Herbst eignet sich wunderbar dazu, mal wieder eine schaurige Lektüre zur Hand zu nehmen. Während es draußen trüb, neblig und kalt ist, lümmelt sich man mit einer Decke und einem leckeren Tee auf der Couch und beginnt zu lesen.
Und man ist mitten in der Geschichte:Protagonistin dieses Buches, deren Namen man zunächst nicht erfährt, schildert uns die Geschichte ihrer Familie. Ihre Mutter ist früh gestorben, ihr Vater ist ein angesehener Historiker und Diplomat und nimmt sie oft mit auf seine Reisen. Und recht früh erkennt man, dass sie eines Tages in seine Fußstapfen treten und eine ebenfalls begabte Historikerin wird.
Die Erzählperspektiven wechseln sich nach und nach ab und man erfährt von Vater Pauls Studium und seinem Mentor und Doktovater Professor Rossi, der ebenfalls tief in die familiäre Tragödie verstrickt ist. Durch ein seltsames altes Buch, dass aus dem Mittelalter stammen muss und auf dem nur ein Bild eines Drachen abgedruckt ist, begibt sich Rossi nach seinen ausführlichen Recherchen auf die Suche nach dem einst mächtigen Fürsten Vlad Tepes, besser bekannt unter Dracula.
Dieses Buch fällt ebenso Paul in die Hände und er vetraut sich seinem Doktorvater Rossi an. Kurze Zeit später verschwindet Rossi spurlos, hinterlässt seinem Lieblingsstudenten allerdings einige rätselhafte Briefe. Natürlich, sonst wäre dieser Schmöker ja nicht über 800 Seiten lang,macht sich Paul auf die Suche nach seinem großen Vorbild und ist voller Hoffnung, Rossi zu finden und hinterher wieder an seine Studien anzuknüpfen.
Während Paul seinen Professor sucht, stößt er dabei auf die schöne Helen, Rossi´s Tochter, eine anmutige, intelligente Frau aus Rumänien, die auch schon bald seine Frau werden wird. Den Leser erwartet eine Reise durch zahlreiche Länder, Kulturen und Bibliotheken. Kostova lässt in ihrem Erstlingswerk , an dem sie zehn Jahre recherchierte und schrieb, viel von ihrem historischen Wissen einfließen. Und dies macht diesen Roman zu keinem sinnfreien Nackenbeißer. Man erfährt sehr viel über den Pfähler, wie brutal er tatsächlich war, und das sein Beiname Pfähler dadurch zustande kam, dass er wie besessen davon war seine Opfer auf bestialste Art und Weise zu pfählen. Beispielsweise wurden Säuglinge durch die Brust ihrer Mütter gepfählt und Überlieferungen nach sah er auch meistens dabei zu, während er dabei speiste.
Und mit diesen eingebauten Legenden über den großen Dracula, baut sich eine subtile mystische Spannung auf und man wartet ungeduldig auf sein Erscheinen. Und man weiß lange Zeit nicht, ob man noch auf ihn stößt, denn die Charaktere sind zum einen alle im wissenschaftlichen Bereich tätig und zum anderen fragt man sich selbst, ob einen nicht doch eine andere Lösung erwartet. Aber Draculas Erscheinen bleibt lange Zeit aus, obwohl er nahezu auf jeder Seite präsent ist. Das Buch konnte mich nicht nur mit seiner intelligenten Handlung überzeugen, sondern auch mit seiner wunderbaren Sprache. Einige würden sie vielleicht altmodisch oder eingerostet nennen, ich finde sie sehr gewaltig, poetisch und bildreich. Das setzt diesem Werk das I- Tüpfelchen auf,welches es komplett macht.
Zweifelsohne ist dieses Buch auch für Leser fernab der typischen Vampirliteratur geeignet, da viel Historisches eingestreut wird und man Einiges an Wissen dazugewinnt.
Ein brillantes Werk, eines der Highlights in diesem Jahr.